Vor unserem ersten Familienurlaub im letzten Monat habe ich oft Sätze gehört wie: „Urlaub mit Kleinkind ist kein Urlaub“ oder „Jetzt brauche ich aber erstmal Urlaub vom Urlaub„. Ich war also recht gespannt, wie sich unsere Zeit in der Türkei mit einem 18 Monate alten kleinen Trotzkopf gestalten würde.
Wir haben unsere Urlaubswoche in dem kleinen Ort Dalyan verbracht, wo auch sonst viele Familien Urlaub machen und der Massentourismus noch nicht so stark angekommen ist. Das heißt nicht, dass es dort nicht auf Touristen ausgelegt ist, aber es gibt z.B. keine großen Hotelanlagen, sondern ist eher durch Ferienwohnungen, Appartments und kleinere Hotels geprägt. Die Anreise hat das Tochterkind sehr gut mitgemacht und fand alles unheimlich spannend. Zwischendurch konnte sie dennoch im Flugzeug und im Bus zum Hotel die Äuglein zu machen. In den darauffolgenden Tagen haben wir Dalyan und ein paar umliegende Ortschaften erkundet, waren natürlich am Strand und im Pool schwimmen. Wir waren auf Obst- und Gemüsemärkten und haben uns die aromatischen Früchte schmecken lassen. Und zwischendurch gab es – natürlich – auch Geschrei. Wie sollte es auch anders sein, in Deutschland ist es ja genauso. Filmreifes auf den Boden schmeißen auf dem Markt – kann sie. Aber wisst ihr was? Das war überhaupt nicht schlimm, denn es gehört dazu. Und es hielt sich auch im Rahmen. Sie versucht, ihren Willen durchzusetzen oder ihren Unmut zu äußern, und ob sie das jetzt im Urlaub oder im Alltag macht ist für sie total irrelevant. Und genauso ist es für uns unerheblich, ob wir den Trotzanfall zuhause beim Zähneputzen abwarten müssen oder am Strand beim Eincremen.
Dementsprechend kann ich den Satz „Urlaub mit Kleinkind ist kein Urlaub“ überhaupt nicht bestätigen. Wichtig ist, dass man realistische Erwartungen hat. Natürlich kann man nicht bis Mittags ausschlafen, solange im Wasser bleiben wie man will, entspannt im Pool ein paar Bahnen schwimmen oder bis spät in die Nacht in einem Café sitzen. Wir haben uns einfach an den Rhythmus des Bärchens angepasst, waren also vormittags z.B. im Pool und haben geschwommen (oder sind ihr abwechselnd hinterher gerannt um aufzupassen, dass sie nicht in eines der Becken fällt), sind dann in unser Appartment, wo sie ihren Mittagsschlaf gehalten hat, während wir uns entweder mit ihr hingelegt haben (er) oder uns auf den Balkon gesetzt und in Ruhe ein Buch gelesen haben (ich). Nach dem Mittagsschlaf sind wir dann in den Ort gelaufen, mit dem Dolmus woanders hingefahren, waren zwischendurch mit ihr auf Spielplätzen und haben gutes Essen genossen, während das Bärchen die Aufmerksamkeit der anderen Touristen und vor allem der Einheimischen genossen hat. Und Abends, wenn sie im Bett lag und schon selig träumte, konnten wir noch draußen in der warmen Sommerluft sitzen, uns ganz ohne Alltagspflichten und Smartphoneablenkung unterhalten, leckeren Tee trinken und den Grillen lauschen (die zugegebenermaßen schrecklich laut waren). Und so war es ein richtig schöner, für uns perfekter erster Urlaub. Mit Kleinkind.
Farina