Frage
Dir erzähle ich meine Geschichte
und du kannst es nicht ertragen
dir das Geschehende anzuhören
bedenke
wie es mir dabei gehen soll
da ich das Ganze
an Leib und Seele
erfahren habe.
Afsane Bahar
(aus: Palästina. Reisen zu den Menschen)
Dir erzähle ich meine Geschichte
und du kannst es nicht ertragen
dir das Geschehende anzuhören
bedenke
wie es mir dabei gehen soll
da ich das Ganze
an Leib und Seele
erfahren habe.
Afsane Bahar
(aus: Palästina. Reisen zu den Menschen)
Ich hatte ja bei den letzten Highlights der Woche angekündigt, dass ich ein paar Impressionen von Spaziergang auf dem Land mit Euch teilen werde und das Versprechen halte ich natürlich =)
Tübingen ist, wie ihr vielleicht bereits in älteren Artikeln von uns mitbekommen habt, nicht wirklich eine „Stadt“, sondern wirkt oftmals eher wie ein Dorf: Man sieht und trifft alle Leute überall und dauernd. Ob man will, oder nicht =) Trotzdem ist es immer ein wundervolles Gefühl, wenn man „aufs Land“ geht, also richtig ‚raus in die Natur, an ein paar Bauernhöfen und Apfelbäumen vorbei, die in dieser Zeit voller leckerer roter Äpfel hängen.
…beim Vorbeigehen also ein paar Äpfel vom Baum pflücken und in der frühherbstlichen Sonne genießen…
…oder ein paar Walnüsse vom Hofladen mitnehmen!
Familien beim Drachensteigenlassen zuschauen und sich an die Zeiten zurückerinnern, in denen man selbst mit dem Drachen in der Hand auf dem Feld (oder in meinem Fall auf dem Deich) gestanden hat…
Diese Blumenwand hat mich total an Frankreich erinnert! Ich liebe diese Blumen, die einfach wild durcheinanderwachsen.
Der typische Hofe-Charme…
Der Weg zu den Höfen ist schon richtig herbstlich geworden…
Einen kleinen Beobachter hatten wir auch. Ich muss ja ehrlich sagen: Katzen kann ich überhaupt nicht ausstehen (sie erinnern mich ebenfalls an Frankreich, wahrscheinlich ein Katzen-Trauma), ich bin eher ein Hunde-Mensch, aber diese Katze saß einfach so süß da in der Weide, da habe ich meine Anti-Katzen-Haltung dann ausnahmsweise mal überwunden =)
Ich hoffe, der kleine Ausflug hat Euch gefallen. Ich wünsche Euch einen wundervollen Feiertag mit hoffentlich gutem Wetter.
Eure Farina
„Meinst du, du bist dafür schon bereit?“ „wofür?“ „zurück zu gehen.“ „ja, bald.“ ich saß mit meiner Freundin dort wo wir oft saßen. Dort wo wir stunden, Tage, ja unser halbes damaliges leben verbracht haben. Schöne Zeiten waren es, darin sind wir uns einig. Wir wünschen sie uns zurück, aber irgendwie auch nicht. Auch darin sind wir uns einig. Beide sind wir gegangen. Nahezu zeitgleich. Wir beide mussten undbedingt raus aus dieser Kleinstadt, raus aus unserem damaligen leben und sind unseren Herzen gefolgt. Bereut haben wir es beide bis heute nicht, sondern sind froh über diesen Schritt.
Ob und wann wir zurück gehen, darüber sprachen wir. Ja, sagten wir beide. So bald wie möglich sagte ich.
Das Heimweh ist plötzlich so groß.
Vielleicht kam ich deshalb nie für länger zurück nach Hause.
Der Juni war ein sehr ereignisreicher Monat für uns beide, u.a. haben wir einen unserer gemeinsamen Wünsche verwirklicht und diesen Blog gestartet, der nun genau einen Monat alt ist. 33 Einträge in diesem Monat: das kann sich doch wohl sehen lassen 🙂
Auf tuchfühlung mit dem Juni entstanden jede Menge Rezepte unterschiedlichster Art, Liebesbekenntnisse zu unserer Wahlheimat, Träume gingen in Erfüllung, es wurde sich zur Prokrastination bekannt, es wurden auch kontroverse Themen angeschnitten u.v.m. …
Im nächsten Monat dürft ihr euch auf Lerntipps und Berichte vom Hausarbeiten und BA-Arbeit Schreiben freuen und wir werden Euch mal von unserem Projekt ROCK YOUR LIFE! erzählen, dass hier in Tübingen gerade so richtig anläuft. Außerdem wird der Islamische Fastenmonat Ramadan beginnen. Da die Tage in dieser Jahreszeit ja sehr lang sind, wird das in Kombination mit Uni und Klausuren eine echte Herausforderung! Es ist aber auch eine Zeit, in der wir viel kochen können und werden, und Euch natürlich unsere Ramadan-Köstlichkeiten hier präsentieren werden. Seid aber auch auf ein paar neue Überraschungen gespannt!
Auch außerhalb des Blogs hat sich im Juni viel ereignet. Farina hat mit ihrer Bachelor Arbeit begonnen und schlägt sich seitdem damit herum. Der Verein Schams e.V. wurde von Rafik Schami in Tübingen gegründet und wir haben Spenden für ihn gesammtelt. Die Uni ging ihren gewohnten stressigen Sommersemestergang. Wir organisierten verschiedene Vorträge (zu Auslandssemestern und Islamic Finance). Es gab viele Anlässe zum Feiern, was auch gebührend in die Tat umgesetzt wurde. Wir sahen Freunde und Familie gemeinsam versammelt. Das Wetter hat sich im Juni auch auf Sommer eingestellt und lässt uns schwitzen, die Eisdielen haben Hochsaison. Die EM hat begonnen und für Deutschland leider auch schon wieder geendet.
Das letzte Wochenende war einfach perfekt. Ich weiß nicht, ob ich jemals schon ein so schönes Wochenende erleben durfte. Voll sonnendurchfluteter Momente, schöner Musik, leckerem Essen und schönen Menschen. Vielmehr will ich nicht sagen, diejenigen, die dabei waren wissen, was ich meine. Vielen Dank an dieser Stelle nochmal an alle Beteiligten. Es war wunderbar und ich weiß nicht, wie ich euch auch nur einen Bruchteil meiner Dankbarkeit darüber ausdrücken könnte.
Ein Aspekt der Schönheit des Wochenendes war mit Sicherheit das Wetter: Es war richtig sonnig, sodass ich nun sogar einen Kopftuchabdruck auf der Stirn habe (ja, sowas gibt es). Diesen verdanke ich meinem Platz in der Sonne, auf dem ich am Samstag ein paar Stunden mit Freunden und Familie saß und gebannt einer wundervollen Stimme lauschte, die unglaubliche, lebendige Geschichten erzähle. Es handelte sich um die Stimme von Rafik Schami, meinem absoluten Lieblingsautor und einem weiteren Hauptgrund für die Schönheit dieser besonderen Tage. Vor ein paar Wochen hatte ein Freund uns darauf aufmerksam gemacht, dass Rafik Schami nach Tübingen kommen und aus seinem Buch lesen wird. Die Veranstaltung sollte im Rahmen der Gründung des Vereins Schams e.V. (Arabisch für „Sonne“) stattfinden, der sich die „Förderung und Unterstützung von syrischen Kindern und Jugendlichen“ zum Ziel gesetzt hat. So flossen auch die gesamten Eintrittsgelder als Spenden in diesen Topf. Als ich davon erfuhr, konnte ich mein Glück kaum fassen: Ich sollte gleichzeitig Rafik Schami sehen, den Mann, wegen dem ich schon nach Heidelberg fahren wollte, um ihn zu besuchen (ohne dass er davon wüsste, geschweige denn eine Ahnung hätte, wer ich bin), da ihn zu sehen einer meiner großen Träume war, und dann auch noch einen Verein zu finden, der sich diesem Zwecke verschrieben hat und bei dem man womöglich mithelfen könnte? Unglaublich!
Und am Samstag war es dann tatsächlich soweit. Wir saßen ganz vorne in der Sonne. Die Veranstaltung fand im Innenhof des Wilhelmsstifts statt, einem sehr schönen Ort mit toller Atmosphäre und begann mit einem Gespräch zwischen Rafik Schami und Wolfgang Niess über die derzeitige Situation in Syrien und vor allem über die Kinder dort. Ich denke darüber muss ich nicht viele Worte verlieren, die Bilder und Berichte aus Syrien sprechen für sich. Es war auf jeden Fall ein sehr aufschlussreiches und packendes Gespräch, aufgelockert durch die einzigartige Art Schamis.
Anschließend erzählte Rafik Schami einige Geschichten aus seinem Buch „Die Frau, die ihren Mann auf dem Flohmarkt verkaufte„. Ach was erzählte…er brachte sie zum Leben! Wenn er erzählt wird nämlich alles lebendig, man bekommt Sehnsucht nach Orten, an denen man noch nie war, nach einer längst vergangenen Zeit. Man riecht förmlich die Orangenbäume, wenn er die Damaszener Innenhöfe mit ihren Springbrunnen, Pflanzen, schattigen Plätzchen, Geräuschen und Gerüchen beschreibt… ich kann wirklich jedem nur empfehlen, einmal eine Veranstaltung von Rafik Schami zu besuchen und sich selbst von dem Zauber seiner Stimme, sowie von seiner Herzlichkeit zu überzeugen.
Am Ende, die Zeit verging wie im Fluge, konnte man sich die Bücher noch von ihm signieren lassen und ein paar Worte mit ihm wechseln. Ich war natürlich so aufgeregt, dass ich vergaß, nach dem Verein und Möglichkeiten, sich in diesem zu engagieren, zu fragen. Dafür habe ich jetzt per Email an den Verein direkt angefragt und bin nun sehr gespannt auf die Antwort. Drückt mir die Daumen!
Ich bitte jeden von euch, den Verein Schams e.V. weiter bekannt zu machen und je nach Möglichkeit vielleicht sogar etwas zu spenden. Jeder Cent hilft und kommt auch wirklich bei denen an, die es brauchen und geht nicht in Verwaltungskosten etc. unter!
Ist er nicht toll? Rafik Schami hat so eine unglaubliche Ausstrahlung… aber ich gerate schon wieder ins Schwärmen. Damit könnte ich noch Stunden weitermachen. Ich kann es immer noch nicht ganz begreifen, dass ich ihn wirklich gesehen habe 🙂
Ursprünglich wollte ich euch heute ein paar wirklich schöne Bilder aus der Wilhelma, dem Zoo in Stuttgart, zeigen, in dem wir gestern waren. Da aber mein PC gerade ein wenig bockig ist und keine USB Geräte annimmt, will ich euch ein wirklich schönes und interessantes Video ans Herz legen. Die Photos kommen dann ein anderes Mal 🙂
Das Video ist eine dreiviertelstündige Reportage, die im Bayrischen Rundfunk lief und über das Leben von Hülya Kandemir, einer tollen Sängerin mit faszinierender Lebensgeschichte, erzählt. Für das Video einmal klicken:
Es regt mich auf, zum x-ten Mal zu hören: „Wir verurteilen die Gewalt aufs schärfste.“
Es regt mich auf, wenn gesagt wird „Wir haben keine Beweise für die Morde.“
Es regt mich auf, zu lesen, dass Islamisten unter den Demonstranten sind.
Es regt mich auf, dass wirtschaftliche Interessen vor Menschenleben stehen.
ES REGT MICH AUF.
Wen interessiert es, ob sich Islamisten unter die Demonstrierenden mischen? Wen interessiert es? Ändert das irgendwas an der Tatsache, dass Menschen, unschuldige Menschen, abgeschlachtet werden? Aber es ist ein ganz wunderbarer Vorwand. Man könnte ja die falschen Unterstützen. Das wäre ja ganz fatal!
Wen interessiert es, dass wir keine Beweise haben? Wir haben Beweise. Man muss nur die Augen auf machen und bereit sein, die Wahrheit zu sehen.
Wen interessiert es, wer zum wievielten Mal wen verurteilt und währenddessen nur zuschaut. Wen interessiert es?
Es sterben Menschen, die ihr Leben für Freiheit aufs Spiel setzen. Unsere ach-so-hoch gelobte Freiheit. Diese Menschen müssen mit ansehen, wie ganze Familien ausgelöscht werden, brutal verstümmelt, gefoltert, vergewaltigt. Es ist nicht schlimm, für die die sterben, es ist schlimm für die, die damit leben müssen. Damit leben müssen, dass ihr Geschwister massakriert wurden. Dass ihre Töchter vor ihren Augen vergewaltigt werden, dass sie mit anschauen müssen, wie die Welt „die Gewalt verurteilt“ und dabei Mittäter ist. Es ist eine Schande. Wirklich, eine Schande deren Ausmaß sich nicht beschreiben lässt.
Wo bist du, Menschlichkeit?
[Das soll jetzt keine erneute Hommage werden, aber es muss gesagt werden, was gesagt werden muss. Also los.]
Ich habe die besten Freunde der Welt. Das muss so sein, denn wie könnte es bessere Freunde geben? Das kann rein rational gar nicht möglich sein!
Diese Freunde sind immer für mich da, sie akzeptieren mich so, wie ich bin, sie geben mir die Möglichkeit ICH zu sein. Sie unterstützen mich, glauben an mich, kennen mich, verstehen mich ohne Worte. Auch wenn uns hunderte Kilometer trennen, wissen wir, wie sich der jeweils andere fühlt, freuen uns gemeinsam, sind gemeinsam traurig. Und wenn wir wieder vereint sind, ist es, als ob wir nie voneinander getrennt gewesen wären.
Ich bin so dankbar, dass ich diese Freunde in meinem Leben habe, sie sind meine zweite, selbstgewählte Familie, die mich immer auffängt und die ein Teil von mir geworden ist. Sie gehören zu den größten und wichtigsten Geschenken, die ich erhalten habe. So unterschiedlich wir auch sind, so ähnlich sind wir uns gleichzeitig. Das wunderbare und unfassbare Glück, welches ich habe, will ich versuchen auszudrücken, aber es gibt keine Worte dafür.
Nur soviel: Danke. Ich liebe euch <3
In Tübingen ist die Welt noch in Ordnung. Das Gefühl kommt zumindest manchmal auf, wenn man an einem warmen Sommerabend am Neckar entlangläuft und die Sillhouette eines Stocherkahnfahrers erblickt, der eigentlich Feierabend hat. Die Touristen sind im Biergarten, sitzen draußen, man hört Gelächter. Doch dieser Stocherkahnfahrer fährt noch eine Runde, alleine. Obwohl er genau das den ganzen Tag über schon gemacht hat, fährt er noch einmal auf und ab bis er schließlich zufrieden den Kahn anlegt. Das ist Tübingen.
Vor allem im Sommer ist Tübingen unbeschreiblich schön. Die Stadt an sich hat eine so besondere Ausstrahlung und eine so zauberhafte Aura, wie sie selten zu finden ist. Vielleicht sind es die vielen, so unterschiedlichen Orte die es hier gibt, die kleinen geheimnisvollen Ecken, die lebhaften Plätze, oder die ruhigen aber kraftvollen Orte in der Natur – mitten in der Stadt.
Tübingen nimmt einen in seinen Bann. Still, heimlich und unbemerkt. Man will weg, aber eigentlich auch nicht und ist man einmal weg, so will man wieder zurück, „nach Hause“, denn hier fühlt man sich so heimisch und geborgen wie an kaum einem anderen Ort. Vielleicht, weil Tübingen so groß und doch klein genug ist, dass man nie alleine ist. Man trifft immer irgendjemanden, den man kennt, wenn man durch die Stadt bummelt. Tübingens Charme geht wohl auch auf seine Bewohner über. Selten sieht man Städte, in denen alle so herzlich, freundlich und fröhlich sind. Und man muss bedenken: viele der Bewohner Tübingens sind Studenten aus ganz Deutschland (und der ganzen Welt) und jeder wird von Tübingen infiziert.
Durch Tübingen zieht sich eine Achse des Trubels. Sie beginnt am Neckar mit der Neckarbrücke, die im Frühjahr üppig mit Blumen geschmückt wird und sie so mit den vielen Menschen auf ihr zu einem bunten Lebensraum macht. Hier trifft man sich, hier flaniert man in Richtung Innenstadt, hier genießt man das wunderschöne Panorama auf Tübingen.
Weiter geht es über die Mühlenstraße die zwischen alten Stadtmauern liegt. Man geht an kleinen, einzigartigen Geschäften vorbei und landet schließlich auf der Wilhelmstraße – der Uni Straße. Sie beginnt mit dem Alten Botanischen Garten, in dem man seine Mittagspause verbringen kann. In der Sonne liegen, Picknick mit Freunden oder Sport machen, hier findet jeder sein Plätzchen.
Schlendert man weiter trifft man auf die wunderschönen alten Uni-Gebäude und natürlich auch auf die Neue Aula, das Hauptgebäude. In dieser Straße wimmelt es nur so von Studenten und wenn man diese Straße entlang läuft, dann umgibt einen ein unglaubliches Gefühl, dass einem allen Lern-Stress nimmt. Ganz anders dagegen in den Semesterferien. Die Stadt wirkt beinahe ausgestorben. Nur in der Universitätsbibliothek findet man fleißige Studenten (und die, die es gern sein würden…) die ihre Haus- oder Abschlussarbeiten schreiben oder für diverse Klausuren lernen.
Eine weitere Spezialität von Tübingen sind …. nennen wir sie „eigenartige“ Menschen. Egal ob sie im Bus lauthals Nummernschilder vorlesen und diese aus ominösen Gründen mit Prominenten in Verbindung bringen, ob sie sich im Park mit Zitronen einreiben, ihre „Muskeln“ spielen lassen und auf Kinderfahrräder durch die Gegend fahren oder ob es sich um das merkwürdige UB-Pärchen handelt, welches sich liebend gerne in voller Lautstärke streitet und über die Schwaben aufregt. Jeder von ihnen hat hier seinen Platz.
Tübingen ist etwas besonderes. Tübingen verursacht Heimweh – nach Tübingen. Tübingen sollte jeder mal sehen. Und lieben lernen. Um uns ist es jedenfalls schon geschehen.