{Momday} – Kind und Studium
In den letzten zwei Jahren wurde mir häufig die Frage gestellt, ob und wie sich denn Kind und Studium vereinbaren lassen. Vorab: Ja, es ist machbar. Und nein, es ist nicht einfach.
Letzte Woche habe ich ja schon im Rahmen der Reihe „CampusMum“ auf dem Blog der lieben Betsi ein paar Fragen zu meinem Leben als Studentenmama beantwortet. Das hat mich daran erinnert, dass ich dazu hier auf dem Blog auch schon lange ein paar Gedanken loswerden will.
Zu meiner Situation: Meine Tochter wurde geboren, als ich mit den meisten Veranstaltungen für den Master schon fertig war. Als sie dann da war, habe zwei Semester komplett Pause gemacht, nur gleich zu Beginn, als sie noch viel geschlafen hat, habe ich noch eine Hausarbeit geschrieben. Dann habe ich mich ganz darauf konzentriert, mich in die neue Situation einzufinden – und nebenbei auch meinen HiWi Job weitergemacht. Mit etwa einem Jahr began die Kita Eingewöhnung. Ich habe mir vorab gesagt: Entweder es klappt, dann ist es gut. Oder ich merke, es ist zu früh für sie, es tut ihr noch nicht gut und dann warte ich eben noch ein weiteres Semester. In solchen Situationen ist es ganz gut, sich zu informieren, welche Regelungen es für das Studieren mit Kind gibt. Bei uns kann man z.B. Urlaubssemester nehmen, aber dennoch Prüfungsleistungen erbringen, so etwas kann dann den Druck auch etwas rausnehmen.
Wie die aufmerksamen Leser unseres Blogs aber wissen, hat die Eingewöhnung super geklappt und klein N. geht bis heute sehr gern in die Kita. Das hieß dann für mich: Die letzten Veranstaltungen besuchen und Scheine machen. Und ich bin ganz ehrlich: Es ist mir total schwer gefallen. Nicht, weil ich von meinem Kind getrennt war, oder ein schlechtes Gewissen hatte, ich wusste immer, dass sie dort gut aufgehoben und und jede Menge Spaß hat. Nein, sondern weil ich mich einfach nach der einjährigen Pause schwer damit getan habe, wieder in die Thematik zu finden und mich 90 Minuten am Stück auf ein wissenschaftliches Thema zu konzentrieren. Ich habe in dem einen Jahr einen gewissen Abstand zu meinem Fach entwickelt, der mich vieles auch einfach nochmal anders wahrnehmen lies. Aufeinmal kam – und kommt – mir vieles einfach sehr „realitätsfern“ vor, wenn man das so sagen kann. Hausarbeiten zu schreiben, die dann eine Person liest, bewertet und dann nie wieder angeschaut werden. Ich habe an meinem Studiengang für mich keinen Mehrwert gesehen. Und das hat meine Motivation, besonders was die Hausarbeiten angeht, ziemlich gebremst.
Deswegen muss ich auch zugeben, dass ich mehr als einmal darüber nachgedacht habe, wie sinnvoll es jetzt noch ist, den Abschluss zu machen. Reicht der BA für das, was ich in Zukunft will nicht? Andererseits bin ich jetzt so kurz davor, da sollte ich doch noch die paar Hausarbeiten und die Masterarbeit schreiben können. Schwierig. Nach vielen Gesprächen und einigen Fahrten Gedankenkarussell habe ich mich für die letzte Variante entschieden. Undzwar ohne Stress. Ich werde den MA fertig machen, weil ich ihn begonnen habe. Ob und was ich dann letztendlich damit mache wird sich zeigen. Nebenbei arbeite ich an weiteren kleinen Projekten, die ich nach Beendigung des Studiums vertiefen möchte, darauf freue ich mich und das gibt wieder Motivation.
Was möchte ich euch also aus meinen Erfahrungen mit auf den Weg geben? Studieren mit Kind ist gut. Das Jahr Pause hat mir ermöglicht, das erste Lebensjahr meiner Tochter intensiv mitzuerleben. Und – da auch er Student war – auch ihr Papa konnte es intensiver miterleben, als wenn er wahrscheinlich schon in einem festen Arbeitsverhältnis gewesen wäre. Das ist unbezahlbar. Aber es ist auch schwierig. Finanziell gibt es viele Hilfen, über die man sich unbedingt informieren sollte und auch ein Nebenjob kann, das sage ich aus eigener Erfahrung, sehr gut tun, da er Abwechslung in den Alltag bringt. Dennoch bleibt immer im Hinterkopf, dass die berufliche Zukunft sehr ungewiss ist und man hat einen anderen Druck als seine Kommilitonen, fertig zu werden. Das kann motivieren und zu neuer Effektivität führen und/oder Angst machen. Durch die Geburt eines Kindes verschieben sich zudem oft die Prioritäten und dann kann es passieren, dass man sich plötzlich in der Situation wiederfindet, in der ich gelandet bin und denn Sinn seines Studiums hinterfragt, vor allem nach einer längeren Pause. Nichtsdestotrotz ist meiner Erfahrung nach, und das sehe ich auch bei anderen Studierenden mit Kind, ist das Studium eine tolle Zeit ein Kind zu bekommen und man sollte sich nicht durch den Studentenstatus abschrecken lassen. Mit einer guten Selbstorganisation, genügend Motivation (die oft das Kind selbst ist) und das Informieren über die Möglichkeiten, Regelungen und Angebote für Studierende mit Kindern müssen Kind und Studium sich nicht gegenseitig ausschließen. Und ich würde es immer wieder so machen.
Und nun würde ich gerne von euren Gedanken und Erfahrungen zu dem Thema hören!
Alles Liebe,
Farina